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Schwedische Fregatte von 1782

 

Vor der Küste von Uppland nördlich von Stockholm liegt der „Bellonagrund“. Er ist seit langem der örtlichen Bevölkerung und Tauchern als Ort bekannt, wo die Fregatte BELLONA Schiffbruch erlitt.

Das Wrack wurde im Laufe der Zeit durch Eisgang zerstört und Schiffsteile liegen auf dem Meeresgrund verstreut. Jedoch ist der größte Teil der Bodenkonstruktion mit Kielschweinen und Bauchstücken (Bodenwrangen) intakt.

Der schwedische König Gustav III. hatte 1780 ein Neubauprogramm in Auftrag gegeben, das zehn Linienschiffe und zehn schwere Fregatten umfasste. Die BELLONA war das erste Schiff der Fregattenserie, die alle einen Namen aus der Mythologie bekamen. Bellona war die römische Kriegsgöttin und Mars' Schwester. Kriegsschiffe namens BELLONA gab es deshalb übrigens nicht nur in der schwedischen Marine, sondern z.B. auch in England mit 74 Kanonen 1760-1814 und in Österreich mit 40 Kanonen um 1850. Die schwedische BELLONA war über Steven 46,3 m lang, 11,9 m breit und hatte 5,2 m Tiefe. Das Deplacement war 1240 t. Die entsprechenden Zahlen der durch den Wrackfund von 1956 berühmten WASA sind fast gleich, jedoch ist die WASA ja 150 Jahre älter und dem Zeitgeschmack gemäß mit einem viel höheren Achterschiff versehen. Die Bestückung der BELLONA bestand aus 26  24-Pfündern, und 14 Sechspfündern – die WASA hatte 48  24-Pfünder plus 16 kleinere Kanonen verschiedenen Kalibers. Die Bronzekanonenrohre der WASA waren jedoch leichter, zusammen ca. 72 t, gegenüber den insgesamt 125 t schweren Eisenkanonen der BELLONA. Die BELLONA hatte 342 Mann Besatzung, während die WASA ca. 430 Mann hatte.

Die BELLONA war, wie gesagt, die erste einer Serie von zehn Fregatten. Man baute damals schon sehr schnell und rationell. Viele Teile wurden auf speziellen Schablonen vorgefertigt, und die Feinbearbeitung der Hölzer im Schiff ließ man dann bleiben: „Sie sind nachher gut genug, um zerschossen zu werden“, wie
av Chapman es ausdrückte.

Frederik Henrik av Chapman ist eines der größten Schiffbaugenies gewesen. Durch Berechnungen und Schleppversuche mit Modellen konnte er auf dem Reißbrett Schiffe mit garantiert guten Segeleigenschaften, guter Manövrierfähigkeit und genau vorausbestimmter Tragfähigkeit konstruieren, womit es vorher etwas gehapert hatte.

Es gibt unterschiedliche Aussagen darüber, dass die Berechnungen mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Das Schwesterschiff VENUS wurde 1789 von den Russen aufgebracht, und der neue Kapitän berichtete später, dass er nie zuvor seinen Fuß auf ein vollkommeneres Schiff gesetzt habe.

Dass eine neue Zeit im Schiffbau angebrochen war, geht aus dem Rapport des Admirals Henrik af Trolle an Gustav III. vom 7. November 1782 hervor. Dort steht: Gestern morgen um acht Uhr liefen das 60-Kanonen-Schiff KRONPRINS GUSTAV ADOLF und die 40-Kanonen-Fregatte BELLONA vom Stapel, nachdem sie innerhalb von vier Monaten fertiggestellt worden waren. Auf denselben Stapeln wurden bis ein Uhr mittags desselben Tages die Kiele für das 60-Kanonen-Schiff FÄDER-NESLANDET (Vaterland) und die 40-Kanonen-Fregatte MINERVA gestreckt und die Steven errichtet. Für diese Schiffe wurden alle Spanten und Hölzer nebenbei während derselben vier Monate zugesägt und angepasst. Das sind Vorgänge, die sich – abgesehen von den jetzt viel geringeren Kosten als früher – nie zuvor auf der Schiffswerft Eurer Kö­nig­lichen Majestät ereigneten. Hier finden wir übrigens eines der wenigen Beispiele des früheren Holzschiffbaues, als mit vorgefertigten Teilen eine rationelle Bauweise angestrebt wurde.

Während ihrer Zeit in der schwedischen Flotte nahm die BELLONA u. a. 1790 am Seekrieg gegen Russland teil und im Jahre danach an einer Expedi­tion nach Marokko. Die Teilnahme am schwedisch-finnischen Krieg von 1808 bis 1809 verrät ihre un­ge- ­brochene Schlagkraft im Bottnischen und Finnischen Meerbusen, obwohl sie nun schon älter als 25 Jahre war. Im September 1809 kehrte die BELLONA mit 17 Kranken und Verwundeten an Bord nach Schweden zurück und lief auf Grund. Aus den im Stockholmer Kriegsarchiv erhaltenen Logbüchern geht in allen Ein­zelheiten hervor, wie sich der traurige Schiffbruch vor der Küste Upplands ereignete.

Vor der Küste von Uppland nördlich von Stockholm liegt der „Bellonagrund“. Er ist seit langem der örtlichen Bevölkerung und Tauchern als Ort bekannt, wo die Fregatte BELLONA Schiffbruch erlitt.

 
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