Vor der Küste von Uppland nördlich von Stockholm liegt der
„Bellonagrund“. Er ist seit langem der örtlichen Bevölkerung und
Tauchern als Ort bekannt, wo die Fregatte BELLONA Schiffbruch erlitt.
Das Wrack wurde im Laufe der Zeit durch Eisgang zerstört und
Schiffsteile liegen auf dem Meeresgrund verstreut. Jedoch ist der
größte Teil der Bodenkonstruktion mit Kielschweinen und Bauchstücken
(Bodenwrangen) intakt.
Der schwedische König Gustav III. hatte 1780 ein Neubauprogramm in
Auftrag gegeben, das zehn Linienschiffe und zehn schwere Fregatten
umfasste. Die BELLONA war das erste Schiff der Fregattenserie, die alle
einen Namen aus der Mythologie bekamen. Bellona war die römische
Kriegsgöttin und Mars' Schwester. Kriegsschiffe namens BELLONA gab es
deshalb übrigens nicht nur in der schwedischen Marine, sondern z.B.
auch in England mit 74 Kanonen 1760-1814 und in Österreich mit 40
Kanonen um 1850. Die schwedische BELLONA war über Steven 46,3 m lang,
11,9 m breit und hatte 5,2 m Tiefe. Das Deplacement war 1240 t. Die
entsprechenden Zahlen der durch den Wrackfund von 1956 berühmten WASA
sind fast gleich, jedoch ist die WASA ja 150 Jahre älter und dem
Zeitgeschmack gemäß mit einem viel höheren Achterschiff versehen. Die
Bestückung der BELLONA bestand aus 26 24-Pfündern, und 14
Sechspfündern – die WASA hatte 48 24-Pfünder plus 16 kleinere Kanonen
verschiedenen Kalibers. Die Bronzekanonenrohre der WASA waren jedoch
leichter, zusammen ca. 72 t, gegenüber den insgesamt 125 t schweren
Eisenkanonen der BELLONA. Die BELLONA hatte 342 Mann Besatzung, während
die WASA ca. 430 Mann hatte.
Die BELLONA war, wie gesagt, die erste einer Serie von zehn Fregatten.
Man baute damals schon sehr schnell und rationell. Viele Teile wurden
auf speziellen Schablonen vorgefertigt, und die Feinbearbeitung der
Hölzer im Schiff ließ man dann bleiben: „Sie sind nachher gut genug, um
zerschossen zu werden“, wie
av Chapman es ausdrückte.
Frederik Henrik av Chapman ist eines der größten Schiffbaugenies
gewesen. Durch Berechnungen und Schleppversuche mit Modellen konnte er
auf dem Reißbrett Schiffe mit garantiert guten Segeleigenschaften,
guter Manövrierfähigkeit und genau vorausbestimmter Tragfähigkeit
konstruieren, womit es vorher etwas gehapert hatte.
Es gibt unterschiedliche Aussagen darüber, dass die Berechnungen mit
der Wirklichkeit übereinstimmten. Das Schwesterschiff VENUS wurde 1789
von den Russen aufgebracht, und der neue Kapitän berichtete später,
dass er nie zuvor seinen Fuß auf ein vollkommeneres Schiff gesetzt habe.
Dass eine neue Zeit im Schiffbau angebrochen war, geht aus dem Rapport
des Admirals Henrik af Trolle an Gustav III. vom 7. November 1782
hervor. Dort steht: Gestern morgen um acht Uhr liefen das
60-Kanonen-Schiff KRONPRINS GUSTAV ADOLF und die 40-Kanonen-Fregatte
BELLONA vom Stapel, nachdem sie innerhalb von vier Monaten
fertiggestellt worden waren. Auf denselben Stapeln wurden bis ein Uhr
mittags desselben Tages die Kiele für das 60-Kanonen-Schiff
FÄDER-NESLANDET (Vaterland) und die 40-Kanonen-Fregatte MINERVA
gestreckt und die Steven errichtet. Für diese Schiffe wurden alle
Spanten und Hölzer nebenbei während derselben vier Monate zugesägt und
angepasst. Das sind Vorgänge, die sich – abgesehen von den jetzt viel
geringeren Kosten als früher – nie zuvor auf der Schiffswerft Eurer
Königlichen Majestät ereigneten. Hier finden wir übrigens eines der
wenigen Beispiele des früheren Holzschiffbaues, als mit vorgefertigten
Teilen eine rationelle Bauweise angestrebt wurde.
Während ihrer Zeit in der schwedischen Flotte nahm die BELLONA u. a.
1790 am Seekrieg gegen Russland teil und im Jahre danach an einer
Expedition nach Marokko. Die Teilnahme am schwedisch-finnischen Krieg
von 1808 bis 1809 verrät ihre unge- brochene Schlagkraft im
Bottnischen und Finnischen Meerbusen, obwohl sie nun schon älter als 25
Jahre war. Im September 1809 kehrte die BELLONA mit 17 Kranken und
Verwundeten an Bord nach Schweden zurück und lief auf Grund. Aus den im
Stockholmer Kriegsarchiv erhaltenen Logbüchern geht in allen
Einzelheiten hervor, wie sich der traurige Schiffbruch vor der Küste
Upplands ereignete.
Vor der Küste von Uppland nördlich von Stockholm liegt der „Bellonagrund“. Er ist seit langem der örtlichen Bevölkerung und Tauchern als Ort bekannt, wo die Fregatte BELLONA Schiffbruch erlitt.