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Lustjacht des schwedischen Königs Gustav III. 1782

 

Die französische Kultur und der Luxus der Versailler Hofhaltung beeindruckten den schwedischen König Gustav III. sehr, als er in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts in Frankreich weilte. Ludwig XV. hielt sich neun (!) reich geschmückte kleine Wasserfahrzeuge.

Gustav III. wünschte sich auch solche Schiffe für die Gewässer um Schloss Drottningholm und auch eine Jacht für die schwedischen und finnischen Schären. Zu dieser Zeit war Fredrik Henrik av Chapman der führende Schiffbauer Schwedens und stand schon im Dienst der Krone. Der König beauftragte also ihn mit dem Bau von Lustschiffen, und av Chapman entwarf sieben Stück. Dazu gehörten die auch in diesem Katalog gezeigte Schonerjacht AMPHION, die Ruderschaluppe VASAORDEN und die Lustjacht AMADIS, von der jetzt die Rede sein soll.

1782 zeichnete und baute av Chapman in Karlskrona, dem schwedischen Marinestützpunkt, zwei annähernd gleiche, kleine Jachten, nämlich AMADIS für den Kö­nig und ESPLENDIAN für Prinz Carl, seinen Bruder.

Der Name Amadis leitet sich von dem Helden des Ritterromans Amadís de Gaula her, der im 16. Jahrhundert in ganz Europa bekannt war. Die Urform des Romans entstand vor 1325 vielleicht in Portugal. Der Spanier G. O. de Montalvo arbeitete drei vorhandene Bücher um und ergänzte sie durch ein viertes und 1492 durch ein fünftes. Dieses erzählt Esplendians große Taten, Amadis‘ Sohn. Die Geschlechtersaga rief ungezählte Fortsetzungen und Nachahmungen hervor, vor allem im 16. Jahrhundert in Frankreich und in Deutschland. Sie wurde in viele Sprachen übersetzt. Mit der Zeit änderte sich der Geschmack, und man vergaß die alten Ritterromane. Am Ende des 18. Jahrhunderts müssen die beiden Namen Amadis und Esplendian recht nostalgisch geklungen haben.

Beide Jachten waren 56 Fuß (16,63 m) lang und 19,3 Fuß (5,73 m) breit bei 6 Fuß (1,78 m) Tiefgang und 85 t Wasserverdrängung. Sie konnten bei Windstille und zum Manövrieren im Hafen auch gerudert werden, und zwar mit vier Paar Riemen, und waren mit acht 2-Pfünder-Drehbassen bewaffnet. Die Jachten erwiesen sich als äußerst gelungen. Leutnant F. Waldén beschrieb av Chapman am 6. September 1782 eine Reise von Karlskrona nach Stockholm: Ich bin noch nie auf einem so ausgezeichneten Segler wie der AMADIS gefahren. Ich stach bei steifer Brise in See und musste am Nachmittag das Groß­­segel zweimal reffen, was ausgezeichnet gelang. Ich überholte alle anderen Schiffe, die ich sehen konnte. Nach zwei Tagen erreichte ich Dalarö und durch den inneren Schärengürtel nach vier Tagen Stockholm. Nachts wurde geankert. Wir kamen am Montagnachmittag um drei Uhr in Stockholm an. Der König kam per Beiboot an Bord, das er selbst steuerte. Er selbst segelte die Jacht am nächsten Tag. Sie ist stabil und hat allgemein gute Eigenschaften. Die Schiffstaufe fand heute statt.

Gustav III. benutzte AMADIS 1790 ab und zu während der Schlachten im Svensksund (an der finnischen Südküste östlich von Helsinki). AMADIS und ESPLENDIAN wurden 1791 vom Königlichen Jachtgeschwader zur Küstenflotte verlegt. AMADIS wurde 1838 ausgemustert.

Das Schwesterschiff ESPLENDIAN wirkte noch 1832 bei der Eröffnung des Göta-Kanals als Fahrzeug des Königs Karl XIV. Johan mit. 1869 wurde es umgebaut und endete als Feuerschiff bei Falsterbo, bis es 1873 abgewrackt wurde.

 

 
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