Amphion PDF Stampa E-mail

Lustschiff des Schwedischen Königs Gustav III. von 1778

 

Vier Jahre nach der Ruderschaluppe VASAORDEN, also 1778, ließ sich Gustav III. (1771-92) wiederum von Frederik Henrik av Chapman ein Lustschiff bauen, ein Mittelding zwischen einer Fregatte, einem Schoner, einer Schebecke und einer Jacht.

Anfang Juli 1778 besuchten ihn sein Schwager aus Braunschweig-Lüneburg und andere hohe Gäste, denen er auch die militärischen Sehenswürdigkeiten Karlskronas in Südschweden zeigen wollte. Darunter gab es auch das gerade fertig gestellte Lustschiff des Königs, den AMPHION, zu bewundern.

Ein Höfling berichtet folgendes über das Schiff: „av Chapman hat auf Rechnung des Königs eine Art Fregatte dieser neuen Bauart namens AMPHION gebaut, die sowohl auf dem Mälarsee fahren kann als auch auf dem Meer ... Es ist ein Schmuckstück in der Anordnung der Wohnungen, da es eine ganze Wohnung für den König gibt, eine für die Königin, für die Hofdamen und für alle anderen, Vergoldungen ohne Ende, entzückende Gemälde auf den Täfelungen, kurz: Man könnte glauben, man sei in der allerschönsten Wohnung in Stockholm.“

Das übermäßige Lob, das auf die Einrichtung und den Schmuck des AMPHION verschwendet wurde, entsprach nicht der Beurteilung der Seetüchtigkeit des Schiffes. Die Rückreise nach Stockholm sollte mehrere Abenteuer bieten, und es stand fest, dass sich der AMPHION nicht für das Segeln auf offener See eignete. Er war ja vom Konstrukteur eher für den Mälarsee gedacht.

Trotz der schlechten Segeleigenschaften, die die Mannschaft aber wohl mit der Zeit einigermaßen in den Griff bekam, wählte Gustav III. den AMPHION im schwedisch-finnisch-russischen Krieg 1788-90 als Flaggschiff aus.

Später scheint der AMPHION die meiste Zeit auf der Insel Skeppsholm in einem 1786 eigens für ihn gebauten Schuppen auf dem Trockenen gelegen zu haben. 1829 wurde er noch einmal als Flaggschiff für Großadmiral Kronprinz Oskar ausgerüstet, der im August jenes Jahres Übungen mit einem Geschwader Ruderschiffe im Schärengürtel nördlich von Stockholm leitete. Sogar das Königspaar soll bei dieser Gelegenheit für eine kürzere Fahrt an Bord gegangen sein – der AMPHION wurde damals ganz schimpflich von einem Dampfschiff auf der Strecke zwischen Kaknäs und Manilla auf der Insel Djurgården geschleppt.

In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der AMPHION ausgemustert. 1853 finden wir ihn als Quarantäneschiff im Furusund, und zwei Jahre später wurde ihm das Beiwort „königlich“ genommen. 1868 wurde er als Kasernenschiff aus dem Sund herausgezogen und nach und nach an verschiedene Stellen im Stockholmer Schärengürtel überführt. Seit 1875 wurde er als Kasernenschiff auf der Werft in Stockholm verwendet und 1885 endgültig abgewrackt. Nach gut 106 Jahren hatte er ausgedient. Gottlob gab es beherzte Menschen, die seinen kulturgeschichtlichen und künstlerischen Wert erkannten und dafür sorgten, dass man wenigstens den Spiegel, die Schmuckteile der Kajüte und die Galionsfigur, den geschnitzten vergoldeten Amphion, aufbewahrte.
Sämtliche erhaltenen Teile des AMPHION sind daraufhin im Sjöhistoriska Museum in Stockholm zusammengetragen worden.

 
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